Hanno Botsch, Freund und Mitglied des Ensembles von Peter Rohland, zeigt in der Biographie „Peter Rohland – Erinnerungen, Tagebücher, Reflexionen“ die Entwicklung Rohlands vom Wandervogel zum Liedermacher nach.
Erschienen im Spurbuchverlag Baunach.
160 Seiten/Hardcover. Format: 18 x 25 cm. Preis 24 Euro.
ISBN 978-3-88778-607-6
Erhältlich beim Spurbuch-Verlag oder Conträr Musik.
Beschreibung
Peter Rohland, von seinen Freunden pitter genannt, war Liedermacher der ersten Stunde und gleichzeitig ein Liederentdecker. Die Lieder seiner Programme ‒ jiddische Lieder, Lieder deutscher Demokraten, Landstreicherlieder ‒ wurden erst Jahre später von der Folkszene aufgegriffen.
In Berlin gründete er das Studio für Volkslied und Chanson, und er hatte die Idee der Waldeck-Festivals, die später legendär wurden. Hier war er Ideengeber und Mitorganisator.
Der Liedermacher starb vor 55 Jahren im Alter von nur 33 Jahren. In seinem kurzen Leben hatte er es nicht nur zum erfolgreichen Sänger auf der Bühne geschafft, sondern sich auch einen Namen als Volksliedforscher und -theoretiker gemacht. man kann ihn zweifellos als „Pionier des deutschen Nachkriegs-Chansons“ und als „Wiederentdecker des deutschen Lieds“ bezeichnen.
Der Autor Hanno Botsch, spielte im Ensemble von Peter Rohland bei den jiddischen Liedern Geige oder Gitarre. Er studierte in Heidelberg und Berlin Medizin und war in Berlin und Freiburg im Breisgau als Arzt tätig. Ab 2003 begann er mit einem eigenen Programm mit jiddischen Liedern. Peter Rohlands Lieder ließ er mit eigenem Ensemble (Heckerzug) auf diversen Veranstaltungen wiederaufleben. Er hielt zahlreiche Vorträge über Peter Rohland und ist Kenner des Werkes und war Wegbegleiter und Freund von Peter Rohland.
Eine neue Biografie über Peter Rohland – Rezension von Gisela Möller-Pantleon
Anderen, wie Hanns Dieter Hüsch, Reinhard Mey und Hannes Wader war es vergönnt, ihre Lebensbeschreibung selbst in die Hand zu nehmen. Peter Rohland – Pitter – hatte diese Chance nicht. Trotzdem bleibt er lebendig.
Seine trauernden Jugendfreunde, Angehörigen und „Fans“ haben sein Erbe bewahrt.
- Schon früh sind die meisten der von ihm selbst aufgezeichneten Lieder publiziert worden.
- Seine Freunde, Bewunderer und die Familie haben Erinnerungen zu Papier gebracht und mit Nachrufen und mehreren Gedenk-Veranstaltungen sein Gedächtnis aufrecht erhalten.
- Der Pitter-Bewunderer Matthias Vogel hat Pitters umfangreichen schriftlichen Nachlass gesammelt; dieser wurde durch Vermittlung von Wolf Hempel im Archiv des SWF fachmännisch dokumentiert und kann im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg eingesehen werden.
- Eckard Holler hat das vorliegende Material und persönliche Erinnerungen an Pitter in einer ersten Biografie zusammengefasst; sie ist 2005 unter dem Titel „Peter Rohland. Volksliedsänger zwischen bündischer Jugend und deutschem Folkrevival“ als Heft 24 der Reihe puls im Verlag der Jugendbewegung erschienen.
- Seit 2006 nimmt sich die von Klaus Peter Möller und Joachim Michael und anderen Freunden gegründete Peter Rohland Stiftung zur Förderung des Liedes der Pflege des künstlerischen Nachlasses von Pitter an und versucht, in seinem Sinne weiter zu wirken. 2007 wurde dazu eine Wanderausstellung „Peter Rohland Leben und Werk 1933-1966“ (Kuratoren Joachim Michael und Wolfgang Züfle) erstellt, die an verschiedenen beziehungsreichen Orten der interessierten Öffentlichkeit präsentiert wurde.
- 2014 gab Helmut König (helm) im Auftrag der Stiftung das Liederbuch „pitters lieder“ heraus.
Nun ist eine Monografie erschienen, die Pitters Leben und Werk neu ausleuchtet. Und dies aus der Perspektive eines Weggefährten, der seinerzeit mit Pitter auf der Bühne gestanden hat, der auch heute noch auftritt und die Erinnerung an damals wach hält.
Hanno Botsch – wer, wenn nicht er, könnte uns mehr über die damalige Zeit berichten?
Kennengelernt haben sich Pitter und Hanno in Berlin bei einem Jungenschaftstreffen. Als Pitter später daran ging, sein Ensemble aufzubauen, begann die gemeinsame Arbeit an Pitters Jiddisch-Programm, bei dem Hanno Botsch die Geige spielte.
Hanno Botsch erinnert an die Etappen der erfolgreichen gemeinsamen Tournee durch die Republik, an die Vorstellungen auf den Waldeck-Festivals, an Pitters Pläne und Vorhaben und an die weiteren Stationen seines viel zu kurzen Werdegangs als Musiker.
Mit Erinnerungen hat es Hanno Botsch jedoch nicht bewenden lassen. Er zeichnet darüber hinaus ein lebendiges Bild der Persönlichkeit von Peter Rohland.
Während Eckard Holler in seiner Biografie den Fokus auf die Einordnung der Etappen von Pitters Leben und Wirken in ihren zeitgenössischen Kontext richtet, steht im Mittelpunkt von Hanno Botschs Arbeit Pitters eigene Gedanken- und Erlebniswelt. Dazu lässt er ihn in ausführlichen Zitaten selbst zu Wort kommen und wählt dabei eine eher inhaltlich-assoziative als eine streng chronologische Anordnung der Zitate, die ohnehin nicht immer datiert waren.
An diesen Einblicken in den schriftlichen Nachlass kann man erkennen, dass Peter Rohland mit der Feder nicht weniger begabt war als mit der Gitarre. Seine Ausdruckskraft und Sensibilität zeigt sich nicht nur in seiner Musik, sondern auch in seinen Gedichten, in seinen Briefen, Erlebnisberichten und dem Tagebuch, das er schon in früher Jugend geführt hat, um sich selbst Rechenschaft abzulegen über sein Denken, Fühlen und Tun. (Darin druckreif erzählt und sehr berührend: die Geschichte von einem seiner Lehrer, dem der Krieg das Leben zerstört hatte.)
Beim Lesen ersteht ein vielfarbiges Bild von dem Menschen Peter Rohland, und man bekommt einen Eindruck davon, dass es nicht allein die schöne Stimme und die Musikalität waren, sondern auch sein geistiger Habitus, der ihn als einen besonderen Künstler auszeichnete.
Gisela Möller-Pantleon, 30. Juli 2021