„…und nur wenn ich singe, dann bin ich ganz…“
Stipendiatin des WaldeckKulturStipendiums 2022 ist die junge Kölner Liedermacherin venija – Eva Sophia Kuhn. Wir freuen uns sehr, sie im September für zwei Wochen auf der Waldeck begrüßen zu können und lassen sie mit ihrem Bewerbungsschreiben nun selbst zu Wort kommen:
„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Stiftungsräte und Stiftungsrätinnen, lieber Vorstand!
Darf ich „Du“ sagen? Ich kenne auf der Waldeck nur ein herzliches „Du“ im Miteinander also hoffe ich, es ist in Ordnung wenn ich es nun auch schriftlich benutze. Persönlich kennen wir uns vielleicht nicht- aber die Waldeck ist mir so vertraut- es ist fast so, als würde ich „nach Hause“ schreiben- deswegen auch der für so eine Bewerbung eventuell eher zu vertrauliche Tonfall…
Die Waldeck als Ort und das musikalische Wirken der Peter-Rohland Stiftung kenne ich lange und gut. Ich bin selber ein „Kind der ABW“ – habe als junges Mädchen unendlich gerne im Säulenhaus griechisch getanzt oder endlose Buden aus Schiefer im Wald gebaut.
So war es für mich eine umso größere Freude als ich 2012 quasi musikalisch zurückkam- und beim Peter Rohland Singewettstreit das erste Mal mit meinen eigenen Liedern dort solo auftrat (1. Preis für Venija beim 13. Peter-Rohland-Singewettstreit).
Das war wirklich ein musikalischer Meilenstein für mich.
Ich bin Liedermacherin und Sängerin aus Köln- aufgewachsen in der Bündischen Jugend und habe lange Zeit einen eigenen Mädchen- & Frauen Wandervogel aufgebaut und musikalisch geprägt (www.laninger-wandervogel.de), bis meine Musik fröhlich darüber hinauswuchs und viel viel mehr wurde.
Konzerttouren mit meinem Damenbandkollektiv der „Heckenkapelle“ und Soloauftritte in ganz Deutschland- und meine erste eigene CD 2015. Seitdem ist viel passiert- die Lieder für das zweite Album sind fertig und ich stehe in den Startlöchern für die Aufnahme.
Eine große Inspirationsquelle war für mich neben der Bündischen Jugend und dem Treiben auf den Peter-Rohland Singewettstreiten auch die mehrstimmige georgische Folklore.
Nach mehreren „Musikreisen“ nach Georgien organisierte ich 2016 eine zweiwöchige Tour für einen georgischen Chor hier in Deutschland- Freundschaft & musikalischer Austausch bestehen noch heute. Musik ist eine wunderbar friedliche Sprache der Völkerverständigung.
Meine Reisen nach Georgien haben meine Liebe zur Polyphonie und gesungenen Harmonien noch größer gemacht- aktuell singe ich in Köln in einem von mir initiierten deutschgeorgischen Chor, in einer Folkband und unregelmäßig noch in einem Duo.
Mein letztes großes Konzert ist pandemiebedingt schon etwas her- ich habe im November 2019 ein deutsch-georgisches Begegnungskonzert veranstaltet- und im Herbst 2020 dann kurz vor dem 2ten Lockdown zusammen mit dem Kinderliedermacher Fredrik Vahle in Wermelskirchen ein Doppelkonzert gesungen.
Mit Fredrik Vahle verbindet mich eine lustige Freundschaft- das ganze letzte Jahr habe ich bei einem 4-Jahreszeiten CD-Projekt von ihm mitgesungen- und im März startet die nächste Aufnahmereihe.
Auf das Stipendium bewerbe ich mich- weil noch viele Fragen und Lieder und Töne „offen“ sind. Es gibt einiges zu tun, viel zu singen, zu schreiben und noch viel mehr zu verfeinern. Mein Schreiben braucht viel Muße und ich arbeite Teilzeit als Hausärztin. Das mache ich auch sehr gerne- aber mein Alltag ist leider oft zu voll für den neuen Schwung, den Musik und künstlerisches Schaffen „nach der Pandemie“ nun brauchen. Ich suche tatsächlich nach genauso einem „Rahmen“ wie das Stipendium ihn bietet.
Formal gesehen bin ich für euer Stipendium zu alt- ich wage die Bewerbung trotzdem- und bin einfach ehrlich, ich habe fast jedes Jahr gezögert mich zu bewerben. Die Waldeck hat eine nicht geringe familiäre Bedeutung für mich. Mein Vater hat dort seinen letzten Abend verbracht. Manchmal dauert es länger bis die Zeit wieder reif und Orte und Dinge gut sortiert sind.
Es bleibt mir noch zu sagen, dass ich mich riesig freuen würde- und meine Worte würden blühen!
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, mit herzlichen Grüßen,
venija“
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