Eckhard Holler (zeko) stellt seine tusk-Biographie vor, die Anfang nächsten Jahres erscheinen wird.
Zuvor gab es jedoch eine hochkarätige musikalische Überraschung.
Ömmel, der mit Teilen der deutsch-russischen Familie Kraft im Schwabenhaus mehrstimmige Lieder einübte, begrüßte die Teilnehmer des Jour fixe mit einem kleinen Konzert.
Es wurden von Josef, Josef-Maria, Gabriel, Elias, Johannes und Tatjana fünf Lieder a cappella vorgetragen, die bei allen Anwesenden großer Freude und Begeisterung auslöste. Insbesondere die russischen Lieder waren ein Seelengenuss. Einige Solopassagen von den Kindern im Alter zwischen vierzehn und fünf Jahren waren besonders anmutig.
Nun konnte zeko aus seiner Biographie über tusk vortragen.
Neben den bereits bekannten Fakten über tusk, wie zum Beispiel, dass er die Deutsche Jugendschaft dj.1.11 1929 gegründet hat, dass er die Jungenschaftsjacke, „Juja“ genannt, entworfen hat, „Kohte“ und „Jurte“ als zwei genial vereinfachte Nachbildungen der nomadischen Behausung der Samen und Mongolen, die mittlerweile Erkennungszeichen der Deutschen Jugendbewegung geworden sind, in die bündische Szene einführte, zeigt zeko in seiner Biografie fünf neue Gesichtspunkte über tusk auf.
- Er wendet sich gegen die tusk-Halbierung, die den ästhetischen tusk vom politisch engagierten tusk trennt, und kritisiert die bewusste Verfälschung der Schriften von tusk.
- tusk ist für ihn ein Gewährsmann für die These, dass das Gemeinschaftserlebnis der Jungenschaft so intensiv erlebt werden konnte, dass es den Menschen gänzlich veränderte und ihm die moralische Verpflichtung auferlegte, sich sozial oder sogar im sozialistischen Sinn zu engagieren.
- Er hält die Jungenschafts-Pädagogik der „Selbsterringung“ für ein modernes Erziehungskonzept, das nicht veraltet, sondern hochmodern und geeignet ist, zur Persönlichkeitsentwicklung beizutragen. An Jugendbünden im Stil der Jungenschaft besteht heute sogar ein erhöhter Bedarf, um die Jugend vor dem Zugriff des Kommerzes zu schützen und ihr eine selbstverantwortete Eigenentwicklung zu ermöglichen.
- Zeko sieht in tusk einen bedeutenden antifaschistischen Pädagogen, da er seine Jungenschafts-Pädagogik der Selbsterringung in Formen entwickelte, die von den Nazis nicht zu kopieren waren und den Beteiligten Rückzugsräume boten und Immunität gegen die NS-Propaganda verlieh.
- Die deutsche Jugendbewegung sieht er, dem Philosophen Ernst Bloch folgend, als eine authentische Sozialutopie. Die utopische Dimension, unterscheidet sie von anderen jugendlichen Bewegungen und Szenen und erklärt das ungebrochene Interesse der Wissenschaft an ihr. Nachdem die Sozialutopie auch von der weiblichen Jugend entdeckt wurde, ist zeko überzeugt, dass die Bündische Jugend heute mehr als eine bloße „Restgeschichte“ ist, zu der sie von verzagten Jugendbewegungshistorikern erklärt wurde.
Bestätigt werden die fünf Gesichtspunkte von zeko und ihrer Attraktivität durch die Jahrhundertfeier des Meißner-Treffens von 2013, an dem 3500 junge Menschen teilnahmen. Im Gegensatz zum Treffen von 1913 sah man diesmal überwiegend Jujas und nur Schwarz-Zelte (Kohten, Jurten und Jurtenburgen).
Natürlich wurde auch bei diesem Jour fixe dank Melanie Goerger und Florian Stamm (Melli & Flo), wieder hervorragend für Leib und Seele gesorgt.
Wolf-Hartmut Kupfer
(aus: KÖPFCHEN 4/18, Seite 31f.)