In einem offiziellen Faltblatt der Universität Mainz wird die Burg Waldeck als einer der wenigen „Erinnerungsorte“ von Rheinland-Pfalz genannt (u. a. neben dem Betzenberg-Stadion in Kaiserslautern).
Wenn sich Nicht-Waldeckianer an die Burg erinnern, so hat dies bis heute immer noch sehr viel mit der Geschichte der Jugendbewegung und vor allem mit den Festivals der sechziger Jahre zu tun.
Also mit der Vergangenheit.
Dabei wird oft übersehen, dass die Burg auch heute ein überaus lebendiger und anregender Rahmen für musische und intellektuelle Ereignisse ist, die es wert sind, sich an sie zu erinnern. Und dass die diese Ereignisse tragende und gestaltende Organisation, die ABW, eine Fülle von zum Teil chaotischen, in jedem Fall aber kreativen Mitgliedern hat, die in unregelmäßigen Abständen von der Vereinsleitung aufgefordert werden, darüber nachzudenken, was man denn auf der Burg noch so alles veranstalten könnte. Und vor allem: wer dies denn dann auch organisieren würde.
So geschehen im März 2011 unter dem anspruchsvollen Titel „Quo vadis ABW?“ Das Ergebnis dieser Debatte war eine Fülle von sehr originellen und überraschenderweise zum Teil sogar realisierbaren Vorschlägen.
Eine kleine Gruppe übernahm es, den Vorschlag: „WaldeckKulturStipendium“ weiter auszuarbeiten. Die Idee dahinter: Die Waldeck verdankt es u. a. den vielen Künstlerinnen und Künstlern, die überwiegend ohne Honorarforderungen z. B. das Internationale Liederfest zu Pfingsten und den Peter-Rohland-Singewettstreit bereichern, dass sie ein Ort ist, an dem Kultur in unterschiedlichsten Formen einfach stattfinden kann. Und diesen Kultur-Akteuren will die ABW eine kleine Gegenleistung anbieten, indem einige von ihnen für eine befristete Zeit als Gäste der ABW auf der Waldeck leben und an ihrer Kultur arbeiten können. Kleiner Nebeneffekt: Wenn dieses neue Angebot der ABW mal erfolgreich in die Gänge gekommen ist (was überaus erfreulicherweise ja jetzt geschehen ist) und sich dies auch rumgesprochen hat, dann gibt es einen guten Grund mehr, die Rolle der Waldeck als Erinnerungsort selbst über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus wahrzunehmen.
Reiner Kraetsch /Brummel
(aus: KÖPFCHEN 3+4/2013, Seite 13)