Rückblick: Singeworkshop für Kinder und Jugendliche

Foto: Fram

Ein Singeworkshop-Event auf der Waldeck:

Eindrücke, Erfahrungen und weit mehr als Erwartungs-Erfüllung

Aus allen Ecken kamen sie angereist zum Singeworkshop für Kinder und Jugendliche, und sie alle brachten ihre eigenen Erwartungen und Vorstellungen mit.

Dass man wahrscheinlich Musik macht, damit hatten alle gerechnet, aber wer hätte gedacht, dass man auch noch Jonglieren und Diabolo-Spielen lernen kann? Auch der Begriff „Burg“ stand auf der Einladung, doch die Wanderung zur Ruine durch den „großen Wald“ war spannender als vorher angenommen. Und wir sechs Leute aus dem Leitungsteam hätten uns vorher nicht träumen lassen, dass ein Großteil der neunzehn Teilnehmer nächtelang für „Armer-Schwarzer-Kater“ zu begeistern wäre. Und haben die Eltern wohl erwartet, dass sich ihre Sprösslinge bereits nach dem ersten Singe-Abend mit dem Vorsingen der neugelernten Lieder vor fremden Gästen im Café der Burg Waldeck eine Limo verdienen? Und wer wusste vorher, dass der Frühling extra für drei Tage einen Ausflug in den März machen würde? So konnten wir auch auf der Wiese vor dem Säulenhaus singen, Gitarre spielen lernen, jonglieren, Tobe-Spiele und das Kubb-Spiel kennenlernen. Schon um sieben Uhr morgens wollten die fittesten Sänger raus in die Sonne und mit ihren neuen Freunden Quatsch machen, und abends konnte man gemütlich am Lagerfeuer sitzen.

Dass man neue Leute kennen lernt und witzige Gruppen-Erfahrungen sammeln kann, war uns ja allen klar. Aber wer konnte ahnen, dass wir in nur drei Tagen trotz vollem Programm so viel Spaß miteinander haben, dass wir wie wild Adressen austauschen, uns auf einer Internetplattform Fotos von den Erlebnissen auf der Waldeck schicken und dass wir uns nun alle bald wiedersehen wollen würden, um noch mehr Musik zu machen? Vielleicht treffen sich einige Singeworkshopper ja zufällig an Pfingsten auf der Waldeck und üben ganz spontan und unerwartet ein Lied ein, um es vor dem großen Festivalpublikum vorzutragen.

Die Sänger haben sich nicht nur gegenseitig liebgewonnen, auch der Ort Waldeck mit seinem leckeren Essen und viel Platz zum Toben ist allen in guter Erinnerung geblieben. Einige Teilnehmer, die die Burg schon vorher kannten und letztes Mal ganz entzückt waren, dass die Schaukel wieder funktionierte, mussten zwei Wochen später leider feststellen, dass die Schaukel wieder mal kaputt war. Aber das bedeutet ja nur, dass man öfter mal wieder vorbeischauen muss, ob sie wieder ganz ist. Wann immer wir uns auf der Waldeck wieder sehen, werden wir natürlich schauen, wer zuhause fleißig Gitarre spielen gelernt hat, und es gibt dann neue Tipps zum Weiterlernen und Vertiefen der alten Tricks wie Zupftechniken und Anschlagrhythmen.

Natürlich kam das Singen bei alledem nicht zu kurz. Alle waren immer ganz gespannt bei der Sache, wenn es darum ging, wieder ein neues Lied auf die CD aufzunehmen. Ein Teilnehmer formulierte es etwa so: „Das häufige Singen zwischen dem Spielen ist klasse!“ Anfangs war es für alle besonders schön, dass in dem über hundert Seiten dicken Liederbuch des Singeworkshops auch ganz bekannte Lieder waren, und es kostete einige Überredungskunst, die Kinder davon zu überzeugen, dass man vor allem neue Melodien lernen und mit nach Hause tragen solle.

Nach einiger Zeit fanden alle Spaß an exotischen Sprachen wie Flämisch und Afrikanisch, wollten bekannte Lieder mehrstimmig lernen und dichteten eigene Texte zu einer Kanon-Melodie. Der Text fiel nicht vom Himmel: die Handlung spielt natürlich auf der Waldeck. Das Liederbuch bietet für selbstgemachte Melodien und Texte genügend freie Seiten; auch Platz für Anmerkungen zu Liedern und zu den Tipps zum Gitarrenspiel bietet das Buch. Für jeden Geschmack und jede Gelegenheit sind Lieder dabei: leichte und schwierige, laute und leise, lustige und traurige, fetzige und ruhige. So konnten alle Kinder flexibel mitentscheiden, ob gerade ein anspruchsvolleres Lied oder ein nettes einfaches Lied besser passte. In kleinen Gruppen lernten wir die verschiedenen Stimmen und dann war es beim Zusammensingen mit allen anderen immer spannend, was dabei rauskam, wenn alle Stimmen zusammenklangen. Das ist ein interessantes Erlebnis, was jeder von euch mal ausprobieren sollte!

Selbst das Einsingen mit einfachen Tönen hat vielen schon viel Freude bereitet. Und beim Spülen nach dem Essen wurde selbstverständlich die gute Akustik der Spülküche zum Weitersingen genutzt. Ganz begeistert vom Zusammenklang waren auch die Gäste am zweiten Singe-Abend. Das Hausteam und die Eltern konnten vor der Abreise natürlich auch noch ein kleines Konzertchen hören.

Nun haben alle eine CD mit den selbstgesungenen mehrstimmigen Liedern mit nach Hause genommen und können dort weiter üben. Auch die Lieder aus dem Liederbuch, die wir an diesem Wochenende nicht ausführlich lernen konnten, haben wir auf eine CD gesungen, so dass die Gruppen die meisten Melodien aus dem Liederbuch kennenlernen können.

Für uns Referenten* war es eine wahre Freude, unsere Planung – von Pausenzeiten über viel Kabelsalat bis hin zu Liederreihenfolgen – über den Haufen zu werfen und uns der Kreativität der Teilnehmer hinzugeben, die zum Beispiel wunderbar bunte Zimmertür-Schilder für jede Gruppe gestalteten. Falls wir Großen und Kleinen, wir Hunsrücker und Ausländer, wir Schüler und Pfadfinder, wir alten und neuen Waldeck-Fans uns im nächsten Frühjahr wieder zum Singen treffen, sind natürlich auch neue Gesichter (und Stimmen) willkommen. Besonders freuen wir uns auch auf einen weiteren Referenten, der dieses Jahr spontan abspringen musste. Aber vorher sehen wir uns hoffentlich alle an Pfingsten und auf dem Singewettstreit im September.

Also bis bald!

Annika

(Text zusammengetragen aus den Impressionen-Notizen von allen Teilnehmern)

* Das Sechserteam: Stef & Karli, Anne & Aaron, Annika & Dominik. – Außerdem: Anne (von den Yakima-Pfadfindern) und Aaron (von den Vasqua-Pfadfindern)


Hier ist unser selbst geschriebener Kanon:

Schöne weite Felder,
große Bäume wachsen hier!
Wir sind gerne auf der Waldeck,
drum kommen wir bald wieder.

Auf der Burg da gehen wir
gern zu der Ruine
oder in den Wald spazieren.
Das sind tolle Tage!

Nach der Melodie des Kanons „Obstsalat“ von Detlev Jöker, Workshop-Liederbuch Seite 7.


(aus: KÖPFCHEN 2/2009, Seite 1 und 20f.)