Freiburg, 3. Oktober 2016, Tag der Deutschen Einheit. Während sich alle Blicke auf die zentralen Gedenkfeiern in Dresden richteten, die von rechtsradikalen Pöbeleien begleitet waren, fand in Freiburg ein heiter-besinnliches Alternativprogramm statt. Die hier vor fünfzehn Jahren von Andreas Meckel und Heinz Siebold gegründete „Initiative zur Erinnerung an die Badische Revolution“ lud zusammen mit dem Kommunalen Kino Freiburg zu einer Matinee ein. Ihr Titel: „Bilder und Lieder der Revolution“. In der Badischen Revolution von 1848/49 ging es bekanntlich ebenfalls um die deutsche Einheit, die damals „von unten“ her erkämpft werden sollte.
In der Freiburger Veranstaltung präsentierte der Soziologe Dr. Bernd Hainmüller weithin unbekannte Gemälde, Lithographien und Zeichnungen eines Zeitgenossen, nämlich des Malers Friedrich Kaiser. Zu einer Zeit, als es noch keine Fotografie gab, fing er mit seinen Bildern in eindrucksvoller Weise wichtige Ereignisse der Badischen Revolution ein.
Begleitet wurde diese optische Darbietung von einer Reihe von „Demokratenliedern“, die Peter Rohland („pitter“) ein Jahrhundert später der Vergessenheit entrissen hat. Vorgetragen wurden sie von drei Musikern, die sich Gruppe „Heckerzug“ nennen: Hanno Botsch (Gitarre), Eva Graeter (Bass, Akkordeon und Gesang) und Michael Zumstein (Gitarre, Gesang). Sie präsentierten unter anderem die Lieder: Das Lied vom großen Hecker, Trotz alledem, Mein Deutschland, Wir fahren nach Amerika.
Der vormalige Bundespräsident Gustav Heinemann hätte viel Freude an dieser Veranstaltung gehabt. Denn es war für ihn ein wichtiges geschichtspolitisches Anliegen, an die verschütteten demokratischen Traditionen in Deutschland zu erinnern. Auf seine Anregung hin wurde 1974 in Rastatt die „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“ gegründet, deren heutige Leiterin Dr. Irmgard Stamm in Freiburg ebenfalls anwesend war. In Rastatt konnte sich die Peter Rohland Stiftung bereits im Jahre 2013 mit nachhaltigem Erfolg vorstellen.
Wolfram Wette
Gefördert durch die Peter Rohland Stiftung
(aus: KÖPFCHEN 4/2016, Seite 24)