Revolutionslieder im Mainzer Landtag
Peter Rohland, die Waldeckfestivals und das politische Lied der Revolution von 1848
Mehr als eine Ausstellung
Ursprünglich wollten wir uns Anfang 2008 lediglich als neu gewählter Verwaltungsrat der ABW bei einigen Persönlichkeiten der rheinland-pfälzischen Landesregierung vorstellen. Daraus entwickelte sich ein überraschend vielfältiges Spektrum von Ansatzpunkten für gegenseitig interessante gemeinsame Vorhaben.
Eines der Gesprächsergebnisse wurde am 6. Juni im Plenarsaal des Landtags in einer außerordentlich gelungenen Veranstaltung präsentiert: die Peter Rohland Ausstellung, sehr gut ergänzt durch einige Informationstafeln über die Festivals.
Das Interesse an dieser Veranstaltung war selbst für den Hausherrn, Landtagspräsident Joachim Mertes, überraschend. Ursache dafür waren zwei Faktoren: am 6. Juni war die Nacht der offenen Museen, an denen sich der Landtag beteiligt. Und ein von der Peter Rohland Stiftung organisiertes Programm. Mit dem Ergebnis, dass drei Präsentationen im Plenarsaal vor „ausverkauften“ Rängen abliefen.
Die Begrüßung übernahm Herr Mertes, der mit sichtlichem Stolz auf die hinter ihm hängende schwarz-rot-goldene Fahne wies, die am Hambacher Fest dabei war und die den Bezug zu den von Peter Rohland wieder belebten Revolutionsliedern deutlich werden ließ.
Professor Holger Böning von der Universität Bremen gelang es wieder einmal, die Bedeutung der Festivals für die Überwindung der „Sprachlosigkeit“ der Nachkriegsjahre gegenüber Volkslied und Folklore und die wichtige Rolle von Peter Rohland in diesem Prozess in sehr feinfühliger, kenntnisreicher und differenzierter Form deutlich zu machen.
Joachim Michael (mike) übernahm es, die Peter Rohland Stiftung mit ihrem facettenreichen – und förderungswürdigem! – Programm darzustellen.
Und dann das „Rahmenprogramm“, das eben sehr viel mehr war, als Rahmen: dreimal traten Joana, Bömmes und Der Black auf, und sie boten neben vielen Liedern von Peter Rohland, bzw. Liedern mit direktem Bezug zur Ausstellung noch sehr viel mehr. Das ging vom ostpreußischen Schmankerl bis zu Tiefschürfendem im kurpfälzischen Dialekt. Aber es ist ja müßig, der Waldeck-Fan-Gemeinde das Programm unserer drei Barden vorstellen zu wollen. Schön war, dass viele Besucherinnen und Besucher genau wegen ihnen den Weg in den Landtag gefunden haben (und es teilweise gar nicht glauben wollten, dass sie live zu hören waren.)
Die ursprünglich etwas bange Frage, wen denn eine Peter Rohland Ausstellung anlocken würde, wurde nicht mehr gestellt. Die Ausstellung erwies sich in einer für die ABW wichtigen, in der Vergangenheit von uns möglicherweise etwas vernachlässigten politisch-gesellschaftlichen Umgebung als ein ganz wichtiges Vehikel, um für eine in der Historie verwurzelten, aber für wichtige Entwicklungen mit Zukunftsorientierung nicht nur offene, sondern auch anstoßende Waldeck Werbung zu machen.
Reiner Kraetsch /Brummel
(aus: KÖPFCHEN 3/2009, Seite 23ff.)