Waldeck auf der Bühne: „Der unbekannte Krieg“

Auf der Präsentationsveranstaltung für das Projekt „Der unbekannte Krieg“ in Kastellaun setzte die Frauen-Brass-Band „Wonderbrass“ gekonnt ein Kompositionsbeispiel von Carsten Braun um. Foto: Gisela Wagner

Auf der Präsentationsveranstaltung für das Projekt „Der unbekannte Krieg“ in Kastellaun setzte die Frauen-Brass-Band „Wonderbrass“ gekonnt ein Kompositionsbeispiel von Carsten Braun um. Foto: Gisela Wagner

Ein spannendes Projekt der Landesmusikjugend gegen das Vergessen

Geschehnisse auf Burg Waldeck rund um den Zweiten Weltkrieg sind Teil eines Bühnenwerkes, das zur Zeit von der Landesmusikjugend Rheinland-Pfalz vorbereitet wird und am 8. und 9. Mai 2010 zur Aufführung kommen wird. Es handelt sich um ein aufwendiges Projekt mit Chor, Orchester, Schauspielern und Videoprojektionen. Der Titel ist „Der Unbekannte Krieg“. Am Titel erkennt man schon, dass hier die Zielgruppe „Junge Leute“ angesprochen wird. Denn während für Erwachsene die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges gegenwärtig sind, haben Jugendliche heutzutage oft wenig oder gar keine Kenntnis über die Schrecken dieser Zeit.

Die Landesmusikjugend hat für dieses Projekt, das unter der Schirmherrschaft des Landtagspräsidenten steht, Spezialisten engagiert, die für einzelne Genres verantwortlich sind, z.B. Carsten Braun als Komponist und mich als Autor und Regisseur der Theater-Elemente. Carsten hat ein Requiem zum Krieg komponiert, ich habe die Aufgabe, in Ergänzung Geschehnisse vor dem Krieg zu inszenieren. Genauer gesagt, werde ich dabei Ereignisse spiegeln, die sich damals in Dorweiler und auf Burg Waldeck zugetragen haben.

Dazu verarbeite ich Ereignisse wie die Ruinenbesetzung und das Hungerleiden im Winter 1922/23, der Überfall auf die Burg durch Hitlerjugend und SA im Juni 1933, Weltfahrer in Peking im September 1933, als sie per Brief von den Geschehnissen in Deutschland erfahren, oder die Razzia am Silvesterabend 1935 in Dorweiler, als die Gestapo Werner Helwig suchte.

Dabei werde ich die Handlung und die Personen mit den Schauspielern nicht nur realistisch, eins zu eins umsetzen, sondern auch frei gestalten zugunsten einer verständlichen Vermittlung für heutige Jugendliche. Zum Beispiel könnte im Spiel aus einer reinen Jungensbewegung auch eine gemischte Bewegung werden. Namen können verändert werden. Wir werden sehen. Ort und Zeit bleiben in jedem Fall authentisch.

Zentrales Element der Aufführung wird eine Komposition von Carsten Braun (www.carstenbraun.de) sein. Diese wird etwa eine Stunde Spieldauer haben und ganz anders klingen als alles, was Ihr vielleicht von einem herkömmlichen Requiem erwartet. Carsten wollte dieses schwierige Thema mit einer entsprechenden Musik nicht noch schwerer verdaulich machen. Stattdessen verwendet er Sounds und Stile, die Jugendliche auch in ihrer Freizeit hören: Drum & Bass, Trip Hop, Electronic, Rock, Pop – sogar Techno! Das kombiniert er jeweils mit klassischem Orchester und Chorgesang. Eine ungewöhnliche Mischung, aber sie funktioniert fantastisch.

Carsten hat hier deutsche, englische, französische und russische Gedichte vertont, die sich alle mit den Themen „Krieg“ und „Frieden“ beschäftigen. Seine Beats und Klangflächen werden dazu über eine große Soundanlage als Halbplayback eingespielt, der Jugendchor No Limits wird dazu singen, das Kammerorchester der Kreismusikschule sowie das Kreisjugendorchester werden dazu spielen.

Timo und Maik sind für die „multimediale“ Umsetzung der Musik und Inhalte verantwortlich. Neben der Veranstaltungstechnik werden hier mit Jugendlichen Licht-Präsentations- und Installationskonzepte als unterstützendes oder eigenständiges Element zur Musik und zum Theater erarbeitet und umgesetzt.

Für meine Schauspiel-Abteilung werden zur Zeit Teilnehmer rekrutiert. Es können also noch Leute einsteigen. Ich würde mich freuen, wenn auch einige Waldecker dabei wären. Wir werden an drei Wochenenden im Frühjahr daran arbeiten. Bitte meldet Euch bald bei mir.

Aufführungen: 8. und 9. Mai 2010 in Kirchberg und Simmern, zum 65. Jahrestag des Kriegsendes.

Das Projekt ist inzwischen Preisträger beim bundesweiten Wettbewerb „plus-punkt-kultur“ geworden, http://plus-punkt-kultur.de.

Hotte Schneider

Veranstalter:
Landesmusikjugend Rheinland-Pfalz, JuBiRef Roland Unger, Kurfürstenstr. 16a, 54516 Wittlich,
Tel.: 06571 – 14 97 15, Fax: 06571 – 14 97 16, E-Mail: geschaeftsstelle@lmj-rlp.de
URL: www.lmj-rlp.de

(aus: KÖPFCHEN 4/2009, Seite 24f.)