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Die Lebensdaten/Nachrufe

Lebensdaten

Jugendbünde 1949 ”Wandervogel D.B.“ in Göppingen,
1951-1956 Schwäbische Jungenschaft,
1954-1962 Jungenschaft der Burg e.V.,
Bündischer Name: „pitter“.
Ausbildung, Beruf 1954 Abitur am Hohenstaufen-Gymnasium Göppingen,
1954-1956 Jurastudium an der Uni Tübingen,
1956-1960 Studium der Musikwissenschaft und Musikethnologie an der FU Berlin. Gesangsausbildung (Bassbariton).
1954 Orientfahrt mit Fred Kottek von April bis Dezember als „Selbstfindungsfahrt“. Beschäftigung mit griechischer Volksmusik und Volkstanz.
ab 1956 Auftritte als Volkslied- und Chansonsänger zur Solo-Gitarre, ab 1960 hauptberuflich.
Sommer 1956 Umzug nach Berlin. Studium, Gesangsausbildung.
Auftritte als Sänger in Berliner Kneipen.
Frühjahr 1957 Kontakt zu Willi Schaeffers.
Auftritte in Berliner Kabarett-Theatern.
1959/60 Beschäftigung mit jiddischen Liedern von Theodore Bikel.
Januar –
April 1962
Paris-Aufenthalt. Auftritte in den Kabarett-Theatern und beim RTF.
Beschäftigung mit jiddischen Liedern.
ab April 1962 Auftritte in Berlin in der ”Vagantenbühne“ von Horst Behrend.
8. März 1963 Uraufführung des Programms ”Der Rebbe singt“ in Berlin.
Mai/Juni 1963 BRD-Tournee – Tourneeabschluss in Düsseldorf im ”Kom(m)ödchen“. Rundfunk- und Fernsehauftritte.
EP bei THOROFON.
Silvester
1963/64
Planung des ersten Waldeck-Festivals zusammen mit Rolf Gekeler, Jürgen Kahle, Diethart Kerbs u.a. mit dem Titel ”Chanson Folklore International“.
15.-20. Mai
1964
Erstes Festival ”Chanson Folklore International 1964 – Junge Europäer singen“ auf Burg Waldeck. Mitglied der Festivalleitung. Auftritt mit jiddischen Liedern (zusammen mit Hanno Botsch und Gesine Köhler).
26. Juli 1964 Vertrag mit dem Zech-Verlag über die Vertonung von 13 Villon-Balladen, Vertonung zusammen mit Schobert Schulz und Hanno Botsch.
9.-11. Oktober
1964
Erstes SFB-Jamboree in Berlin.
Frühjahr 1965 Besuch bei Wolf Biermann in der Chaussestraße 131 in Berlin.
27. Mai –
1. Juni 1965
Zweites Festival ”Chanson Folklore International 1965” auf Burg Waldeck. Auftritt mit Liedern des François Villon in Begleitung von Schobert Schulz und Workshopkonzert mit
Liedern der deutschen 1848er Revolution.
25. Juni 1965 Aufführung der Lieder der 1848er Revolution an der FU Berlin.
Dezember
1965
Gesundheitliche Probleme.
Einladung zu jüdischen Gemeinden nach New York.
Zweites SFB-Jamboree in Berlin.
20. März
1966
Akute Hirnblutung bei einem privaten Besuch in Karlsruhe-Durlach.
5. April 1966 Tod in der Universitäts-Klinik Freiburg.

Ein ausführlicher Lebenslauf findet sich in der Zeitschrift „puls 24“: PDF-Download


Traueranzeige der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck

 

Pitter hat die Klampfe aus der Hand gelegt
und seinen Hirtenmantel zur großen Fahrt angezogen.
Schwer war der letzte Kampf unseres Landstreichers,
ohne uns kämpfte er ihn.
Alleine singen wir, Pitter trinkt nicht mehr mit uns.
Wer soll vom Rebben erzählen, wer unsere Müdigkeit schaukeln?
Der Schnitter zerschlug das tiefe liebe Lachen.
Doch es klingt in unserem Ohr,
es lebt fort auf der Burg in seinen Freunden.

Burg Waldeck (Hunsrück) im April 1966
Die ABW


Worte am Grab von Pitter am 15. April 1966 von Fred Kottek

Lieber Pitter,

Es ist für uns noch unfassbar. Ein ungläubiges Schaudern durchzittert uns. Wir sind innerlich unvorbereitet – wie junge Demonstranten oder Revolutionäre, die am Morgen in erster Aufwallung zu den großen Plätzen ziehen. Getrieben von aufrichtigem Glauben. Sie stehen zahlreich, dicht gedrängt. – Die bewaffnete Macht zieht auf: Vertreterin der festgefügten Ordnung – unerbittlich. Schüsse fallen. Einer – ein zweiter. – Warum traf es nicht den, oder jenen Oder einen, den ich überhaupt nicht kenne?

Dieses Bild drängte sich mir auf, nicht nur, weil der unbekannte Flügelschlag zum ersten Mal in unserem Leben einen aus unserer engsten Mitte traf; sondern auch, weil ich meine, daß Du ein Revolutionär für das Echte, das Wahrhaftige im Menschen warst. Deinen Glauben, die Menschen menschlicher zu machen, ihnen ihr spontanes „Ich“, ihren impulsiven Kern, ihre Wahrheit aufzuzeigen und zurückzugeben, hast Du immer und überall vertreten – hast Du vorgelebt. Dieser Glaube war die Ölschale, die die verzehrende Flamme Deines Lebens nährte. Er war der Zwang, der uns bei Deinen Liedern durchbebte.

Dein Vorbild hat Autorität geschaffen in den Zeiten, als wir auf Großfahrt der Jungenschaft uns unbekannte Welten entdeckten. Du hast immer versucht, den anderen zu ihren Entdeckungen zu verhelfen. Später, als unser Kreis schon ein dicht verranktes Geflecht war, als eine gemeinsame Basis geschaffen war, als unsere getrennten Berufswege uns verschieden prägten, hast Du an jenen Kern erinnert. Du tatst es nicht fordernd. Nicht einmal in zurückhaltend formulierter Weise. Aber in Deiner Stimme verdichtete sich die Mahnung. In Deiner Begeisterung, in Deinem innerlichen Ergriffensein verpflanztest Du Deine Überzeugung. Es war nicht zufällig, daß Du die yiddischen Lieder sangst, – die Lieder der 48er Revolution.

In den letzten Wochen und Monaten, als wir über Deine Villon-Vertonungen sprachen, da leuchtete durch, wie sehr Du doch auch Abstand von Dir selbst gewinnen konntest. Es lag eine Wehmut darin. Heute würde ich sagen, vielleicht eine Vorahnung. Hier lag aber auch ein Geheimnis Deiner Kraft – so glaube ich. Der Ursprung deines „trotzdem“, das ich, das wir an Dir liebten, – das Deinem Lachen jenen wissenen Zug gab.

Deine Lieder sind in uns lebendig. Dein suchender Geist hat uns geformt. So können – Du und wir – uns nicht verloren gehen.