Im Auftrag der Peter Rohland Stiftung herausgegeben von Helmut König unter Mitarbeit von Hanno Botsch, Hai Frankl und Helga König einschließlich DVD mit allen Liedern im Originalton.
Erschienen im Spurbuchverlag Baunach.
248 Seiten/Hardcover. Leinen mit Schutzumschlag incl. DVD mit allen Liedern. Format 18×25 cm. Preis 29,80 €.
ISBN 978-3-88778-407-2
Erhältlich beim Spurbuch-Verlag oder Conträr Musik.
Das Liederbuch enthält in fünf Kapiteln die Texte und Melodien der fünf Liederzyklen, die der früh verstorbene Peter Rohland in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckt, gesammelt, zum Teil neu vertont und gesungen hat:
- Die Landstreicherballaden,
- Lieder des François Villon,
- Un as der Rebbe singt – Jiddische Lieder,
- Lieder der deutschen Demokraten,
- Die frühen Lieder.
Jedem Kapitel geht ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis, ein Foto aus der entsprechenden Epoche und eine Einführung voraus. In der Einführung zum jeweiligen Zyklus wird erklärt, wie die Lieder und Peter Rohlands Interesse an ihnen entstanden sind.
Bei jedem Lied werden der Ursprung von Text und Melodie genannt und – wo nötig – weitere Erläuterungen gegeben.
Im Anhang findet man Lebensdaten von Peter Rohland, Discographie und ein alphabetisches Gesamt-Inhaltsverzeichnis der Liedanfänge und Titel.
Rezensionen
Rezension von Hanno Botsch (aus: Köpfchen 2+3/2015)
„Wo sind unsere alten Lieder?“ dichtete Franz Josef Degenhardt. Man könnte auch fragen: Was sind unsere alten Lieder? Denn das Singen in deutscher Sprache ist nicht unproblematisch.
In dem jetzt erschienenen Liederbuch „pitters lieder“ (Spurbuchverlag) liegt eine große Liedersammlung vor. Anstatt betrübt zu räsonieren, hat pitter (Peter Rohland 1933 – 1966) Lieder neu entdeckt. Er hat dabei nicht nur einzelne Lieder einem erstaunten Publikum vorgesungen, sondern ganze Welten von Liedern, die bis dato nahezu unbekannt waren: jiddische Lieder, Lieder der Landstreicher; Lieder Deutscher Demokraten. Wer kannte diese Lieder vorher schon? Diese große Liedsammlung bringt alle (oder fast alle) Lieder, die pitter gesungen und auf Tonträger hinterlassen hat.
Sie sind nicht in der Reihenfolge der Darbietung angeordnet. Es ist aber reizvoll, den Spuren dieser „Entdeckungsreise“ zu folgen. Am Anfang sang pitter Lieder, die er von der Jugendbewegung her kannte, und die er mit dem Titel „Vertäut am Abendstern“ als Schallplatte herausbrachte („Die frühen Lieder“, ab Seite 191)
„Die jiddischen Lieder“ (ab Seite 87) waren seine erste große Entdeckung. Das zahlreiche Publikum wusste noch nicht einmal, dass es solche Lieder überhaupt gab. Wie zahlreiche Interpreten nach ihm, hätte pitter bei diesen Liedern bleiben können.
Aber er sah schon Neuland. Eigene Vertonungen waren angesagt: Was lag näher, als die Lieder des François Villon in der Nachübersetzung von Paul Zech, die durch Klaus Kinski damals sehr bekannt waren, zu vertonen? Zusammen mit Schobert und mir schuf er einen ganzen Liederzyklus, der in diesem Buch übrigens erstmalig in Noten aufgezeichnet vorliegt (ab Seite 55).
Wieder eine neue Entdeckung: Die Landstreicherballaden. (ab S. 16). Mit Schobert zusammen entstand damals eine erste kommerzielle Platte (von Philips). Dieses perfekte Team, pitter und Schobert, so hätte es weitergehen können. Statt „Schobert und Black“ „pitter und Schobert“.
Pitter fand aber in seiner ungeheuren Entdeckerfreude wieder neue Lieder: Die „Lieder Deutscher Demokraten“ (ab Seite139). Diese Lieder, gerade noch bei den beginnenden Studentenprotesten, waren ein unerwartetes und freudig aufgenommenes Geschenk für die Studentenbewegung der sechziger Jahre.
Pitter hatte für sein ganzes Schaffen nur knapp vier Jahre.
Bei der Thematik der Lieder lohnt ein Vergleich der Themen deutscher Liedermacher und der amerikanischen Folkszene. In letzterer gibt es Lieder über Heimat und Familie, über die Arbeit, über (wahre) Abenteuer, über große Armut, und es gibt viele Balladen. Alles Themen, die man in der deutschen Liedermacher-Szene mehr oder weniger vermisst. Bei pitter sind diese Themen alle vorhanden:
- Familie: „un as di jontefdike Tejg“,
- Arbeit: „bin ich mir ein Schnajderl“, „Solange wie die Kesselflickerei noch lebt“,
- große Armut: „Fordre niemand mein Schicksal zu hören“, „Luise“.
- Zahlreiche Balladen: von „Herr Glomme“ bis zu den Landstreicherballaden und den Balladen der jiddischen Lieder.
Pitter war kein „Liedermacher“ im engeren Sinn. Er war aber ein „Pionier des neuen deutschen Chansons“ wie die FAZ schrieb.
Pioniere werden schnell vergessen. Wer ein Lied über „Schmuddelkinder“ oder „grenzenlose Freiheit über den Wolken“ schreibt, bleibt eher im kollektiven Gedächtnis. Daher ist es ein Verdienst dieses Buches, gleichzeitig mit der Liedersammlung eine einzigartige Hommage für Peter Rohland gemacht zu haben. Ausführliche Texte und Bilder machen das Buch geradezu zu einer Biografie.
Dieses Buch konnte entstehen, weil pitter auch fast fünfzig Jahre nach seinem Tod noch einen großen Fan-Kreis hat, der sich in der Peter Rohland Stiftung eine Basis geschaffen hat.
Der Herausgeber Helmut König hatte früher schon pitters Lieder in zahlreichen Schallplatten und CDs zugänglich gemacht (zu bestellen bei Bella Musica,Tel.: 07223-8083560). Unterstützt wurde er bei diesem Projekt von seiner Frau Helga, Hai Frankl, Goly Münchrath, dem Stiftungsrat und von mir.
Ein solches Projekt braucht auch einen Verlag. Der Spurbuchverlag hat dieses Buch in großartiger Weise möglich gemacht. Dem Buch beigefügt ist eine DVD, auf der man sich alle Lieder, von pitter gesungen, anhören kann. Das Ganze zu dem angemessenen Preis von 29,80 €.
Rezension von Barbara Boock-Zoche (aus: Köpfchen 3+4/2014)
Das schöne Buch mit Pitters Liedern wurde mir beim TFF-Festival in Rudolstadt von Joachim Michael zum Geschenk gemacht.
Dort hatte ich auch die Gelegenheit, die Wanderausstellung über Peter Rohland in der Säulenhalle der Heidecksburg nochmals anzusehen. Abgesehen von den Plakaten, Photos und den Reproduktionen verschiedener Programmzettel und anderer Materialien aus dem Nachlass, die von der Peter Rohland Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Volksliedarchiv vor einigen Jahren ausgewählt worden waren, konnte man die Hörstation nutzen, um – für manche zum ersten Mal – die Stimme Peter Rohlands in Originalaufnahmen zu hören oder in vier verschiedenen Filmen über die Waldeck und die dortigen Festivals etwas von der Stimmung wahrzunehmen, die Pitters Auftritte dort begleitete. Während der Festivaltage nutzten sehr viele Besucher die Pausen während der Konzerte im Schlosshof für einen Gang durch die Ausstellung. Sowohl im Programmheft als auch bei diversen Konzerten war darauf hingewiesen worden.
„Die Grenzgänger“ hatten die Ausstellungseröffnung musikalisch illustriert.
Christoph Lambertz und David Saam hatten ein Programm „Peter Rohland zum Mitsingen“ zusammengestellt, zu dem sich zahlreiche Mitsängerinnen und -sänger einfanden.
Auf der großen Hauptbühne im Schlosshof interpretierten Damir Bakacin, Monika Drasch, Daniel Kahn, David Saam, Hendrik Smock, Jan Tengeler, Andreas und Johannes Uhlmann, Gleb Vascenko Pitters Lieder. Die Vorbereitungszeit für dieses Konzert war wohl etwas knapp gewesen, denn nicht alle Lieder überzeugten in der vorgetragenen Version. Besonders schade fand ich das für Monika Drasch, deren Stimme nicht richtig zur Geltung kam und durch die Instrumentalbegleitung eher zugedeckt wurde. Daniel Kahn brillierte mit jiddischen Liedern und ergänzte Pitters Lieder noch durch einen fabelhaften Vortrag von Degenhardts „Wo sind unsre Lieder…“, der sicher nicht nur mir im Gedächtnis bleiben wird.
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Nun aber zum Liederbuch, von dessen Entstehen ich bereits durch die Anfragen Helm Königs nach einigen Quellen für Pitters Lieder noch in meiner Zeit als Bibliothekarin im Deutschen Volksliedarchiv informiert war. Er hat leider auch von mir kaum Angaben bekommen können, als er erfahren wollte, was die Vorlage zu einigen ins Deutsche übersetzten Liedern gewesen war.
Er hat die Ausgabe thematisch geordnet und jeweils eine ausführliche Einführung zu den Landstreicherballaden, den Liedern des François Villon, den jiddischen Liedern, den Liedern deutscher Demokraten und den frühen Liedern vorangestellt, in der er erklärt hat, was Peter Rohland motiviert hatte, sich mit diesen Liedern zu beschäftigen.
Dabei hat er auch vieles erwähnt, das zu Pitters Zeiten noch nicht genau bekannt war. Dass einige Texte, die Paul Zech als Übersetzungen von Texten François Villons bezeichnet hatte, in Wirklichkeit von ihm selbst verfasst worden waren, ist inzwischen durch neuere Forschung belegt. Es ist gerade in so einem Fall wichtig, den inzwischen populären Irrtum zu korrigieren.
Eindrucksvoll war Peter Rohlands frühes Interesse an jiddischen Liedern und seine intensive Beschäftigung mit der Aussprache des Jiddischen. Die Mutter von Hanno Botsch hat dem Deutschen Volksliedarchiv einen Teil der Liederbuchsammlung überlassen, die sie mit ihrem Mann über viele Jahre zusammengetragen hatte. In den Gesprächen, die ich aus diesem Grund mit ihr führte, hat sie begeistert von den Besuchen Peter Rohlands erzählt und davon, dass die Interpretationen der jiddischen Lieder für ihren Sohn Hanno, Gesine Köhler und Peter Rohland eine Herzensangelegenheit war.
Bei den Liedern deutscher Demokraten war ich traurig, dass Helm König nicht auf das Liederlexikon: liederlexikon.de hingewiesen hat, das als Projekt des Deutschen Volksliedarchivs von Eckhard John vor etlichen Jahren initiiert wurde, denn dort kann man zu einigen Liedern sehr viel ausführlichere Angaben finden, als sie in einem Liederbuch bei den Quellen-Vermerken möglich sind.
Insgesamt ist das Liederbuch aber ein wunderschöner Zugang zu Pitters Liedern, aus dem man auch gut singen und sich mit der Gitarre begleiten kann. Das alphabetische Inhaltsverzeichnis erleichtert den Zugriff auf jedes einzelne Lied, und für alle, die eher Schwierigkeiten mit Musiknoten haben und besser mitsingen können, ist die beigegebene DVD mit allen Liedern, so wie sie Peter Rohland auf Band gesungen hat, eine Verführung ganz besonderer Art.